126
b. Über das so eroberte Land wurde Varns als Statthalter gesetzt.
Wie die meisten Römer war er sehr habgierig und legte den Deutschem
schwere Steuern auf. Ja, er wollte sogar römische Sprache, Sitten
und Gesetze hier einführen. Dies erbitterte die Deutschen furchtbar.
Es entstand unter ihnen eine geheime Verschwörung, deren Haupt
Hermann (Armin), der Sohn eines Cheruskerfürsten war.*) Er hatte
früher im römischen Heere gedient, so daß er die römische Kriegsführung
genau kannte. Dieser tapfere Mann wurde der Retter des bedrängten
Vaterlandes. Nach Verabredung empörte sich ein Volksstamm, der jen-
seits des Teutoburger Waldes wohnte. Da brach Varus mit
dem römischen Heere auf, um die Empörer zu züchtigen. Hermann folgte
ihm mit einem deutschen Heere nach. Als sich aber Varus mitten im Ge-
birge befand, brachen plötzlich von allen Seiten die Deutschen, die ihn er-
wartet hatten, hervor und überfielen ihn. Das Wetter war sehr regnerisch;
ein rauher Wind wehte, und der Regen hatte den Boden aufgeweicht,
so daß die Römer kaum vorwärts dringen konnten. Umsonst kämpften
dieselben heldenmütig drei Tage lang; fast das ganze Heer wurde er-
schlagen. Varus stürzte sich aus Verzweiflung in sein eigenes Schwert
(9 n. Chr.). Die Kunde von dieser schrecklichen Niederlage brachte in
Rom große Bestürzung hervor. — Zum Andenken an diesen herrlichen
Sieg wurde Hermann in unserer Zeit im Teutoburger Walde bei
Detmold ein großes Denkmal errichtet. Bild S. 45. Ii, 126.
Nach dieser Niederlage konnten die Römer nur noch den südwest-
lichen Teil von Deutschland halten. Sie schützten dieses Land durch
einen hohen Grenzwall**) mit vielen Wachttürmen und verteilten es
unter ausgediente Soldaten oder gallische Ansiedler, welche ihnen dafür
den Zehnten entrichten mußten. Daher hieß ein Teil desselben das
Zehntland; auch Baden gehörte dazu.
6. Die Römer haben in Deutschland auch viel Gutes geschaffen. Sie lehrtew
besseren Garten- und Ackerbau und zeigten den Anbau van feinen Gemüsen,
besseren. Getreidearien, edlem Gbst und der Rebe.
Überall legten sie Heerstraßen an.***) Ihre Bauwerke führten sie dauerhaft
aus Backsteinen oder Ozuadern auf.****) ldo sie warme (Quellen fanden, bauten
sie prächtige Bäder. Bk gründeten bei uns die ersten Städte, und das Land längs
des Rheins gelangte zu großer Blüte. Dergl. § 190.
139. Die Völkerwanderung. 375—568.
a. Im Jahre 375 n. Chr. drangen die Hunnenf), ein wildes asi-
atisches Reitervolk, in Europa ein. Sie hatten eine gelbliche Hautfarbe,
*) Die Cherusker wohnten am Harz. ff) Ein Nomaden- oder Wandervolk.
**) Der Grenzwall zog von Regensburg zuerst westlich bis Lorch (beim Hohen-
staufen), dann nordwestlich über Osterburken, Walldürn, Miltenberg, über den Spessart
und den Taunus bis gegen Bonn; er war 540 1cm lang.
***) Die römischen Straßen zogen gewöhnlich auf der Höhe der Berge hm;
sie waren gepflastert; Meilensteine gaben.die Entfernungen an.
****) Dies erkennt man an den Überresten der Bäder in Baden und Baden-
weiler, an der Murg bei Baden, an den Warttürmen bei Pforzheim, Sinsheim rc.
Ihre Festungen hießen Kastelle; daher der Name Kastelberg noch in manchen Gegenden.
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Extrahierte Personennamen: Hermann_(Armin) Varus Hermann Varus Varus Hermann
Extrahierte Ortsnamen: Rom Detmold Deutschland Deutschland Rheins Europa Regensburg Lorch Miltenberg Bonn Baden Baden- Baden Pforzheim Sinsheim Kastelberg
128
römische Sitten, Gesetze und Sprache teilweise an. Aus dieser Ver-
mischung entstanden die romanischen Völker und Sprachen (die
italienische, französische, spanische und portugiesische Sprache). Nur im
eigentlichen Deutschland erhielt sich deutsche Sitte und Sprache unver-
mischt; hier blieb das echte deutsche Volkstum (die Nationalität).
Im Osten Europas ließen sich nach der Völkerwanderung da, wo die
Deutschen ausgewandert waren, die Slaven oder Wenden nieder, von
welchen die Russen und Polen die wichtigsten sind. Bis zur Oder und
Weichsel wurden die Wenden später von den Deutschen unterworfen und
nahmen allmählich deren Sitte und Sprache an; sie wurden germanisiert.
141. Chlodwig. 496.
Nach der Völkerwanderung waren die Franken der wichtigste
deutsche Volksstamm. Sie wohnten ursprünglich am Niederrhein. Be-
herrscht wurden sie von mehreren Fürsten, bis Chlodwig (d. h. Ludwig)
sich zum Alleinherrscher aufschwang. Um zu dieser Macht zu gelangen,
war ihm kein Mittel zu schlecht. Zuerst schloß er Freundschaft mit den
übrigen Frankenfürsten; dann räumte er sie durch Meuchelmord aus dem
Wege und riß ihre Länder an sich. Auch mit den Alemannen, die am
Oberrhein (bis zum Main) wohnten, geriet er in Streit. Bei Zülpich
(zwischen Aachen und Bonn) kam es 496 zur Schlacht. Da Chlodwig,
der noch Heide war, sah, daß sich der Sieg den Alemannen zuneigte,
gelobte er, ein Christ zu werden, wenn ihm der Sieg verliehen würde.
Als seine Soldaten das Gelöbnis hörten, stürzten sie sich, da schon
viele von ihnen Christen waren, mit neuem Mut aus den Feind und
gewannen den Sieg und das Land bis zur Murg. Chlodwig ließ sich
taufen, blieb aber ebenso grausam und treulos wie zuvor. Nach und
nach unterwarf er fast ganz Gallien, welches nun das Frankenreich
genannt wurde. Chlodwigs Verdienst besieht darin, daß er in seinem
Staate das Christentum zur herrschenden Religion erhob und so zu dessen
Ausbreitung viel beitrug. Seine Nachkommen, die „Merowinger", waren
nicht besser als er. Durch ihre Laster verweichlichten sie so sehr, daß
sie sich gar nichts mehr um die Regierung bekümmerten, sondern diese
ihrem ersten Beamten, dem Hausmeier, überließen?)
Der berühmteste Hausmeier war Karl Martell. Sein Sohn
Pipin derkurze erlangte zur Macht auch den Titel eines fränkischen
Königs. Auf ihn folgte sein Sohn Karl der Große. § 192.
142. Glaubensboten.
a. Seit dem 6. Jahrhundert kamen aus Irland fromme Männer
nach Deutschland, um unsern heidnischen Vorfahren das Christentum zu
predigen und damit Bildung und mildere Sitten zu verbreiten. Der
hl. Fridolin erschien um b00 im badischen Oberlande und gründete *)
*) Ein thatkräftiger Merowinger war der sagenberühmte König Dagobert, der
Vater der Notburga, um d. I. 630. Ii, 109.
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Extrahierte Personennamen: Chlodwig Chlodwig Ludwig) Ludwig Chlodwig Chlodwig Chlodwigs Chlodwigs Karl_Martell Karl Karl_der_Große Karl Fridolin
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Europas Niederrhein Main Aachen Bonn Gallien Irland Deutschland
130
zurück, um dann als Stifter einer neuen, 'der Eigenart seines Volkes
entsprechenden Religion aufzutreten. Diese ist zusammengesetzt aus christ-
lichen, jüdischen und heidnischen Lehren, und ihre Hauptsätze sind fol-
gende: ..Es ist nur ein Gott, Allah, und Mohammed ist sein Prophet.
Gebet, Fasten und Almosen öffnen die Pforten des Himmels. Das beste
Werk ist der Kampf gegen die Ungläubigen." Die Anhänger seiner
Lehre erhielten den Namen Mohammedaner.
In seiner Vaterstadt Mekka fand Mohammed wenig Beifall; ja
man stellte ihm sogar nach dem Leben; deshalb stoh er 622 nach Medina.
Mit diesem Jahre der Flucht beginnen die Mohammedaner ihre Zeit-
rechnung. In Medina fand er bald viele Anhänger und eroberte nun fast
ganz Arabien. Er starb 632 und wurde in Medina beigesetzt. Nach seinem
Tode wurden seine Lehren gesammelt und aufgeschrieben; dadurch entstand
der Koran, das heilige Buch der Mohammedaner, in, 16 und 149.
b. Mohammeds Nachfolger, die Kalifen, verbreiteten die mohammedanische
Religion (den Islam) mit Feuer und Schwert über ganz Vorderasien und Nord-
afrika. Die mohaminedanifchen Mauren (ein Mischvolk in Nordafrika) setzten
sogar über die Meerenge von Gibraltar nach Spanien über, eroberten den größten
Teil dieses Landes und zertrümmerten das Westgotenreich. Im Jahre 732 waren
sie bis in die Mitte Frankreichs vorgedrungen, wurden aber von Karl Martell
bei Tsurs an der Loire (tur, loar) geschlagen und nach Spanien zurückgedrängt,
wo ihrer Herrschaft erst zur Zeit der Entdeckung Amerikas ein Ende bereitet
wurde. — ^53 eroberten die mohaminedanifchen Türken Konstantinopel, die
Hauptstadt des oströmischen Reiches, von hier aus drangen sie wiederholt bis Wien
vor. Erst Prinz Lugen und Markgraf Ludwig von Baden (der U.ürkenlouis) schlugen
sie so vollständig, daß sie aufhörten, Europa in Angst und Schrecken zu halten.
144. Karl der Große. 768—814.
Ii, 110—112, 131; Iii, 167.
a Der erste und mächtigste Deutsche Kaiser war Karl der Große.
Als König der Franken wollte er alle deutschen Völkerschaften zu einem
einzigen, großen Reiche vereinigen und durch das Christentum bei ihnen
Bildung. Gesittung und Wohlfahrt begründen. Dieses Ziel erreichte er
durch langjährige Kriege und eine weise Regierung.
Die ersten und schwersten Kriege hatte er gegen die Sachsen zu
führen. Diese wohnten vom Niederrhein bis zur Elbe. Sie waren
Heiden und machten häufig Raubzüge in fränkisches Gebiet. Erst nach
30jährigen Kämpfen wurden sie unterworfen und zum Christentum bekehrt.
Der Krieg mit den Sachsen wurde durch mehrere andere Kämpfe
unterbrochen. Die Langobarden in Italien bedrängten den Papst, der
deshalb Karl um Hilfe bat. Dieser zog Über die Alpen, besiegte den
Longobardenkönig und nahm ihm sein Land. Zum Dank für die geleistete
Hilfe setzte ihm der Past am Weihnachtsfeste 800 die römische Kaiser-
krone auf das Haupt. Dadurch wurde Karl der oberste Schirmherr aller
christlichen Völker. Diese Würde ging auf die folgenden deutschen Könige über.
Auch nach Spanien unternahm er einen Heereszug wider die Mau-
ren, eroberte das Land bis zum Ebro und nannte es die spanische
Mark. Gegen Osten, in Ungarn, wohnten die Avaren. Da sie häufig
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Extrahierte Personennamen: Mohammed Mohammed Mohammeds Karl_Martell Karl Ludwig_von_Baden Ludwig Karl Karl_der_Große Karl Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Mekka Medina Medina Medina Mohammeds Vorderasien Nordafrika Spanien Frankreichs Spanien Amerikas Konstantinopel Wien Europa Christentum Sachsen Sachsen Italien Spanien Ungarn
173
iadtsdie (Bcsdiitfifc.
190, Baden unter den Letten und Römern.
a. Die Urgeschichte unseres Heimatlandes ist, wie die unseres weiteren
Vaterlandes, in tiefes Dunkel gehüllt. Keine Sage, kein Denkmal giebt
darüber Aufschluß. Nur die Pfahlbauten im Bodensee und die
Hügelgräber in verschiedenen Teilen des Landes mit den darin ge-
machten Funden an Menschen- und Tierknochen, Thongefäßen, Stein- und
Metallqeräten beweisen uns, daß schon lange vor Christi Geburt in un-
seren Gegenden Menschen gelebt haben, die einen gewissen Grad von
Bildung und Kunstfertigkeit (Kultur) besaßen. Sichere Nachrichten über
unser Vaterland und seine Bewohner erhalten wir erst durch die Römer.
0. Der römische Feldherr Julius Cäsar erzählt, daß auf dem
rechten Ufer des Oberrheins früher Kelten oder Gallier gewohnt
hätten, die aber von den Germanen (Deutschen) über den Rhein zu-
rückgedrängt wurden. Einige Jahre nach Christi Geburt eroberten die
Römer Süd- und Westdeutschland und schützten das eroberte Gebiet im
'Osten gegen die Angriffe der Deutschen durch den hohen, mit zahlreichen
Wachttürmen versehenen Grenz wall, von welchem heute noch Über-
reste vorhanden sind. Das so eingehegte Land verteilten die Römer
unter ausgediente Soldaten und keltische (gallische) Ansiedler, die dafür
den zehnten Teil der Ernte als Steuer abzuliefern hatten, weshalb die
Provinz den Namen Zehntland erhielt. In jener Zeit entstanden die
ersten Städte in unserem Lande, so Baden-Baden, Badenweiler, wo
man Überreste von prachtvollen Römerbädern gefunden hat, Konstanz,
Pforzheim, Ladenburg, Osterburken und Walldürn. Besonders verdient
machten sich die Römer durch Erbauung von Straßen und Brücken,
sowie durch Einführung und Anpflanzung zarter Gemüse, edler Obst-
und Getreidearten und der Rebe. Gegen dreihundert Jahre lang blieben
ffie im Besitze des Zehntlandes. Bergl. § 138.
191. Baden unter den Älemannen. 300 n. Chr.
Östlich vom Zehntlande, zwischen Main und Donau, wohnten die
Alemannen, ein kriegerischer deutscher Volksstamm. Diese stürmten
immer kühner gegen den Grenzwall und das Zehntland an, bis sie um
d. I. 300 das ganze Gebiet eroberten. Die römischen Heere zogen sich
über den Rhein zurück; die zurückgebliebenen keltischen Ansiedler wurden
unterworfen und zu Leibeigenen gemacht. Die Alemannen zerstörten nun
die römischen Festungen und Städte, traten die Anpflanzungen nieder
und rotteten das Christentum, welches die Römer verbreitet hatten, wie-
der aus. Nachdem sie aber feste Wohnsitze eingenommen hatten, lernten
ffie von ihren Leibeigenen, die ihnen an Bildung überlegen waren, Feld-
12
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.]]
Extrahierte Personennamen: Christi Julius_Cäsar Cäsar Grenz
Extrahierte Ortsnamen: Baden Rhein Christi Westdeutschland Baden-Baden Badenweiler Konstanz Pforzheim Ladenburg Main Donau Rhein
190
hauptsächlich im Geiste seines unvergeßlichen Großvaters zu führen ent-
schlossen ist. Obgleich noch jung übernahm er mit fester Äand die Zügel
der Regierung. Durch Befestigung der freundschaftlichen Beziehungen
des Deutschen Reichs zu den benachbarten Staaten und durch Vermehrung
des Kriegsheeres und der Schlachtflotte re sucht er den Weltfrieden zu er-
halten. Seine Gemahlin, die Kaiserin Auguste Viktoria, fördert mit
großem Eifer die Werke der Liebe und Barmherzigkeit. Zn der Gesetz-
gebung wurden große Fortschritte gemacht durch Einführung des Bürger-
lichen Gesetzbuches, ausgedehnte Fürsorge für den Arbeiterstand, das
Gesetz über die Sonntagsruhe und Beschränkung der Frauen- u. Kinder-
arbeit in gewerbl. Betrieben. Kein anderer Staat kann eine Arbeiterfürsorge
aufweisen, wie sie im Deutschen Reiche besteht. Die deutschen Reichsver-
sicherungskassen zahlen jährlich 600 Mill. Mark an die versicherten Arbeiter.
Zn unserer bewegten Zeit ist es mehr als je die Psticht eines jeden
Deutschen, durch Eingabe an Kaiser und Reich, Gehorsam gegen die
Gesetze und Pflege aller Bürgertugenden die Ehre und den Bestand des
Deutschen Reiches sichern zu helfen. § 65 u. Iii, 201.
Gott schirme und erhalte unser Vaterland!
Iii. Badische Geschichte.
208. Baden unter den Kelten und Römern.
a. Die Argeschichte unseres Heimatlandes ist, wie die unseres weiteren
Vaterlandes, in tiefes Dunkel gehüllt. Keine Sage, kein Denkmal gibt
darüber Aufschluß. Rur die Pfahlbauten im Bodensee und die Hügel-
gräber in verschiedenen Teilen des Landes mit den darin gemachten
Funden an Menschen- und Tierknochen, Tongesäßen, Stein- und Metall-
geräten beweisen uns, daß schon lange vor Christi Geburt in unseren
Gegenden Menschen gelebt haben, die einen gewissen Grad von Bildung
und Kunstfertigkeit (Kultur) besaßen. Sichere Nachrichten über unser
Vaterland und seine Bewohner erhalten wir erst durch die Römer.
b. Der römische Feldherr Zulius Cäsar erzählt, daß auf dem
rechten Äser des Oberrheins früher Kelten oder Gallier gewohnt hätten,
die aber von den Germanen (Deutschen) über den Rhein zurückgedrängt
wurden. Einige Zahre nach Christi Geburt eroberten die Römer Süd-
und Westdeutschland und schützten das eroberte Gebiet im Osten gegen
die Angriffe der Deutschen durch den hohen, mit zahlreichen Wachttürmen
versehenen Grenzwall, von welchem heute noch Äberreste vorhanden
sind. Das so eingehegte Land verteilten die Römer unter ausgediente
Soldaten und keltische (gallische) Ansiedler, die dafür den zehnten Teil
der Ernte als Steuer abzuliefern hatten, weshalb die Provinz den Namen
Zehntland erhielt. Zn jener Zeit entstanden die,,ersten Städte in unserem
Lande, so Baden-Baden, Badenweiler, wo man Äberreste von prachtvollen
Römerbädern gefunden hat, Konstanz, Pforzheim, Ladenburg, Osterburken
und Walldürn. Besonders verdient machten sich die Römer durch Erbauung
von Straßen und Brücken, sowie durch Einführung und Anpflanzung
zarter Gemüse, edler Obst- und Getreidearten und der Rebe. Gegen
dreihundert Zahre lang blieben sie im Besitze des Zehntlandes. Vergl. 8 155.
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TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
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Extrahierte Personennamen: Auguste_Viktoria Christi Zulius_Cäsar Cäsar
469
b. Der Bergbau im mittleren Aralgebirge liefert Gold und Platin;
in der Platingewinnung ist Rußland das erste Land der Welt. Petroleum
findet sich in großer Menge bei Baku am Kaspischen Meer. — Die
Industrie beschäftigt sich hauptsächlich mit der Verarbeitung der eigenen
Rohstoffe Rußlands und der russischen Kolonien. Die Mittelpunkte der-
selben sind: Moskau (Tuch, Baumwollstoffe, Iuchtenleder und Pelze), Lodz (das
russische „Manchester"), Warschau, Riga und St. Petersburg (Maschinen).
Der Handel ist ziemlich bedeutend, namentlich der Binnenhandel, dem
in erster Linie die großen Flüsse dienen. Die Wolga wird fast in ihrer
ganzen Länge mit Dampfschiffen befahren und ist mit der Newa und der
Dwina durch schiffbare Kanäle verbunden; ebenso hängt der Dnjepr
mit der Düna, der Memel und der Weichsel durch Kanäle zusammen.
Hervorragend ist auch der Hausier-, Markt- und Meßhandel; Nischni
Nowgorod a. d. Wolga ist die erste Meßstadt der Welt. Die Haupt-
häfen Rußlands sind St. Petersburg und Riga an der Ostsee, Odessa
am Schwarzen Meer, Astrachan am Kaspischen Meer und Archangelsk
am Weißen Meer.
c. Deutschland ist der Hauptabnehmer Rußlands und bezieht
Getreide, Holz, Flachs, Eier und Pelze, während es nach Rußland haupt-
sächlich feinere Industriegegenstände ausführt. In Rußland wohnen über
zwei Mill. Deutsche, und die deutsche Sprache ist als Verkehrssprache neben
der russischen durch ganz Rußland verbreitet.
6. Russische Verhältnisse. Der russische Kaiser (Zar) ist immer
noch unumschränkter Herrscher; denn die Vertretung des Volkes, „Duma"
genannt, hat nur geringen Einfluß auf die Regierung des Landes. Für
die Volksbildung wird wenig getan, weshalb das niedere Volk in An-
wiffenheit und Aberglaube dahinlebt. Kaum V4 aller Russen kann lesen
und schreiben. Die Bauern sind verarmt, die Beamten vielfach gewissenlos,
ungerecht und bestechlich. Es gibt daher in Rußland viele Anzufriedene
(z. B. die Nihilisten), und Raub und Mord kommen tagtäglich vor.
e. Das ganze Russische Reich in Europa und Asien ist das zweit-
größte Weltreich (22 Mill. qkm = 21/» Europa; 150 Mill. Einw). Rb. 8 92, 93, 94.
6. In Asien.
Anter den selbständigen Kulturstaalen Asiens sind China und
Japan weitaus die wichtigsten.
1. Das Chinesische Reich. Rb. 8 90.
l l Mill. qkm = 20 Dtschl.; 330 Mill. Einw.
_a. China ist unter den heutigen Staaten der Erde der älteste und
hat sich seine tausendjährige Kultur fast unverändert erhalten. Das Land
war früher den Fremden, namentlich den Europäern (den „rotborstigen
Teufeln") fast vollständig verschlossen und hatte darum keinen Anteil an
den großartigen Fortschritten der abendländischen Kultur. Nachdem aber
(1905) die Haupthäfen für den Handel geöffnet wurden, ist eine neue
Zeit für China angebrochen. Es werden Eisenbahnen erbaut, Telegraphen-
leitungen und Telephonverbindungen hergestellt, Bergwerke angelegt, Fabriken
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Extrahierte Ortsnamen: Baku Moskau Lodz Warschau Riga Petersburg Petersburg Riga Ostsee Odessa Astrachan Archangelsk Deutschland Europa Asien Europa Asien Asiens Japan China China
140
ländische Kaiserreich mit der Kauptstadt Rom und das Oströmische
oder Morgen ländische Kaiserreich mit der Hauptstadt Konstantinopel.
Die Grenze zwischen beiden Reichen bildete das Adriatische Meer. Das
Weströmische Reich erreichte schon 476 sein Ende, als der deutsche Keer-
sichrer Odoaker den letzten Kaiser Romulus Augustulus vom Throne
stürzte. Das Oströmische Reich dauerte 1000 Jahre länger; denn es wurde
erst 1453 von den Türken zertrümmert. 8 156c; 160 b.
Die Römer übten einen gewaltigen Einfluß auf die Kultur, namentlich durch
ihre Sprache (die lateinische) und ihr Rechtswesen, das heute noch vielfach der
Gesetzgebung als Grundlage dient.
Ii. Deutsche Geschichte.
154. Die Alten Deutschen.
a. Das Alte Deutschland erstreckte sich vom Rhein bis zur Oder
und von der Donau bis zur Ost-- und Nordsee. Angeheure Wälder,
unterbrochen durch große Sümpfe und öde Strecken, bedeckten es. In den
Wäldern hausten Wölfe, Bären, Luchse und Auerochsen. Breite Ströme
traten oft über die Ufer und überschwemmten große Gebiete; daher war
die Luft rauh und feucht. Nur ein geringer Teil des Bodens war an-
gepflanzt und zwar mit Gerste, Käfer, Roggen und Flachs.
b. Die Alten Deutschen (Germanen) sollen in unbekannter Zeit aus
dem vorderen Asien in ihre jetzigen Wohnsitze eingewandert sein. Sie be-
standen aus verschiedenen Volksstämmen, über welche zumteil Könige
herrschten. Durch gemeinsame Sprache, ähnliche Sitten und gleichartige
Körpergestalt bildeten sie jedoch nur ein einziges Volk. Die wichtigsten
Stämme waren: die Franken, Sachsen, Alemannen und Schwaben,
Goten, Longobarden, Burgunden und Friesen.
c. Unsere Voreltern waren große, kräftige Gestalten mit blauen
Augen und blonden Kaaren. Ihre Kleidung war im Sommer wie im
Winter fast dieselbe und bestand aus Fellen wilder Tiere, deren Körner
oder Rachen oft einen fürchterlichen Kopfschmuck bildeten. Darunter trugen
sie ein leinenes oder wollenes Kemd. Als Nahrung diente ihnen das
Fleisch der erlegten Tiere, ferner wilde Beeren, Wurzeln und Früchte,
Milch und Käse. Aus Kaser und Gerste brauten sie Bier; aus König
bereiteten sie sich Met (Konigwein).
ä. Unsere Vorfahren wohnten einzeln in Köfen (Gehöften), welche
von den Feldern umgeben und gewöhnlich eingezäunt waren. Die Käufer
waren aus rohen Baumstämmen und Lehm zusammengefügt, mit Stroh
gedeckt und am Giebel mit bunten Farben bestrichen (Blockhäuser). In
der Mitte des Kaufes war die Feuerstelle. Neben der Wohnung war
eine kellerartige Vertiefung, in der man die Vorräte vor der Winterkälte
schützte und sich selbst vor dem Feinde verstecken konnte.
e. Die Erziehung der Jugend war ganz kriegerisch. Sehr früh
wurden die Knaben im Gebrauch der Waffen unterwiesen; der gefährliche
Schwerttanz war das beliebteste Spiel. Mit dem 18. Jahre wurde cher
Jüngling feierlich für wehrhaft erklärt und erhielt nun sämtliche Waffen,
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TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
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144
157. Die Folgen der Völkerwanderung.
Die Länder, in welche die deutschen Stämme bei der Völkerwanderung
eindrangen, gehörten zum großen Römischen Reiche. Die Eingewanderten
vermischten sich mit den alten Bewohnern und nahmen römische Sitten,
Gesetze und Sprache teilweise an. Aus dieser Vermischung entstanden die
romanischen Völker und Sprachen (die italienische, französische, spanische
und portugiesische Sprache). Nur im eigentlichen Deutschland erhielt sich
deutsche Sitte und Sprache unvermischt; hier blieb das echte deutsche
Volkstum (die Nationalität).
Im Osten Europas ließen sich nach der Völkerwanderung da, wo die
Deutschen ausgewandert waren, die Slaven oder Wenden nieder, von
welchen die Russen und Polen die wichtigsten sind. Bis zur Oder und
Weichsel wurden die Wenden später von den Deutschen unterworfen und
nahmen allmählich deren Sitte und Sprache an; sie wurden germanisiert.
158. Chlodwig. 496.
Nach der Völkerwanderung waren die Franken der wichtigste deutsche
Volksstamm. Sie wohnten ursprünglich am Niederrhein. Beherrscht
wurden sie von mehreren Fürsten, bis Chlodwig (d. h. Ludwig) sich zum
Alleinherrscher aufschwang. Am zu dieser Macht zu gelangen, war ihm
kein Mittel zu schlecht. Zuerst schloß er Freundschaft mit den übrigen
Frankenfürsten; dann räumte er sie durch Meuchelmord aus dem Wege
und riß ihre Länder an sich. Auch mit den Alemannen, die am Oberrhein
(bis zum Main) wohnten, geriet er in Streit. Bei Zülpich (zwischen
Aachen und Bonn) kam es 496 zur Schlacht. Da Chlodwig, der noch
Äeide war, sah, daß sich der Sieg den Alemannen zuneigte, gelobte er,
ein Christ zu werden, wenn ihm der Sieg verliehen würde. Als seine
Soldaten das Gelöbnis hörten, stürzten sie sich, da schon viele von ihnen
Christen waren, mit neuem Mut auf den Feind und gewannen den Sieg
und das Land bis zur Murg. 8 210.
Chlodwig ließ sich taufen, blieb aber ebenso grausam und treulos wie
zuvor. Nach und nach unterwarf er fast ganz Gallien, welches nun das
Frankenreich genannt wurde. Chlodwigs Verdienst besteht darin, daß
er in seinem Staate das Christentum zur herrschenden Religion erhob und
so zu dessen Ausbreitung viel beitrug. Seine Nachkommen, die „Mero-
winger", waren nicht besser als er. Durch ihre Laster verweichlichten sie so
sehr, daß sie sich garnichts mehr um die Regierung bekümmerten, sondern
diese ihrem ersten Beamten, dem Äausmeier, überließen?)
Der berühmteste Äausmeier war Karl Märtell. Sein Sohn
Pippin der Kurze erlangte zur Macht auch den Titel eines Fränkischen
Königs. Aus ihn folgte sein Sohn Karl der Große. 8 160b.
159. Die Glaubensboten.
a. Seit dem 6. Jahrhundert kamen aus England und Irland fromme
Männer nach Deutschland, um unsern heidnischen Vorfahren das Christen- *)
*) Ein tatkräftiger Merowinger war der sagenberühmte König Dagobert, der
'Vater der Notburga, um d. I. 630. Ii, 109.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Europas Niederrhein Main Aachen Bonn Gallien England Irland Deutschland
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einer neuen, der Eigenart seines Volkes entsprechenden Religion aufzutreten.
Diese ist zusamengesetzt aus christlichen, jüdischen und heidnischen Lehren,
und ihre Hauptsätze sind folgende: „Es ist nur ein Gott, Allah, und Mohammed
ist sein Prophet. Gebet, Fasten und Almosen öffnen die Pforten des
Äimmels. Das beste Werk ist der Kampf gegen die Angläubigen." Die
Anhänger seiner Lehre erhielten den Namen Mohammedaner.
In seiner Vaterstadt Mekka fand Mohammed wenig Beifall; ja man
stellte ihm sogar nach dem Leben; deshalb floh er 622 nach Medina.
Mit diesem Jahre der Flucht beginnen die Mohammedaner ihre Zeit-
rechnung. In Medina fand er bald viele Anhänger und eroberte nun fast
ganz Arabien. Er starb 632 und wurde in Medina beigesetzt. Nach seinem
Tode wurden seine Lehren gesammelt und aufgeschrieben; dadurch entstand
der Koran, das heilige Buch der Mohammedaner. Iii, 16 und 140.
b. Mohammeds Nachfolger, die Kalifen, verbreiteten die mohammedanische
Religion (den Islam) mit Feuer und Schwert über ganz Vorderasien und Nord-
afrika. Die mohammedanischen Mauren (ein Mischvolk in Nordasrika) setzten sogar
über die Meerenge von Gibraltar nach Spanien über, eroberten den größten Teil
dieses Landes und zertrümmerten das Westgotenreich. Im Jahre 732 waren sie bis
in die Mitte Frankreichs vorgedrungen, wurden aber von Karl Martell bei Tours
an der Loire (tue, loar) geschlagen und nach Spanien zurückgedrängt, wo ihrer Herr-
schaft erst zur Zeit der Entdeckung Amerikas ein Ende bereitet wurde. — 1453 er-
oberten die mohammedanischen Türken Konstantinopel, die Äauptstadt des Ost-
römischen Reiches. Von hier aus drangen sie 1529 und 1683 bis Wien vor. Erst
Prinz Eugen und Markgraf Ludwig von Baden (der Tllrkenlouis) schlugen sie so
vollständig, daß sie aufhörten, Europa in Angst und Schrecken zu halten.
161. Karl der Große. 768 814.
Ii, 110-112, 131; Iii, 67.
a. Der erste und mächtigste Deutsche Kaiser war Karl der Große.
Als König der Franken wollte er alle deutschen Völkerschaften zu einem
einzigen, großen Reiche vereinigen und durch das Christentum bei ihnen
Bildung, Gesittung und Wohlfahrt begründen. Dieses Ziel erreichte er
durch langjährige Kriege und eine weise Regierung.
Die ersten und schwersten Kriege hatte er gegen die Sachsen zu
führen. Diese wohnten vom Niederrhein bis zur Elbe. Sie waren beiden
und machten häufig Raubzüge in fränkisches Gebiet. Erst nach 30 jährigen
Kämpfen wurden sie unterworfen und zum Christentum bekehrt.
Der Krieg mit den Sachsen wurde durch mehrere andere Kämpfe unter-
brochen. Die Langobarden in Italien bedrängten den Papst, der deshalb
Karl um Äilfe bat. Dieser zog über die Alpen, besiegte den Longobarden-
könig und nahm ihm sein Land. Zum Dank für die geleistete Äilfe setzte ihm
der Papst am Weihnachtsfeste 800 die römische Kaiserkrone auf das Äaupt.
Dadurch wurde Karl der oberste Schirmherr aller christlichen Völker.
Auch nach Spanien unternahm er einen Äeereszug wider die Mauren,
eroberte das Land bis zum Ebro und nannte es die Spanische Mark.
Gegen Osten, in Angarn, wohnten die Avaren. Da sie häufig räuberische
Einfälle nach Deutschland machten, entriß ihnen Karl ihr Land bis zur
Raab und nannte es Ostmark. Dadurch wurde der Grund zum späteren
Österreich gelegt. Auch die Dänen, welche die wachsen unterstützt hatten,
mußten ihr Land bis zur Eider abtreten, woraus die Nordmark entstand.
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Extrahierte Ortsnamen: Mekka Medina Medina Medina Mohammeds Nordasrika Spanien Frankreichs Spanien Amerikas Konstantinopel Wien Europa Christentum Sachsen Sachsen Italien Spanien Deutschland Ostmark
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Anhang:
Kulturgeographie für das 8. Schuljahr.
I. Die Kulturstufen.
a. Die Menschen lebten ursprünglich fast wie die Tiere. Sie
schweiften wie diese in der Wildnis umher und suchten sich Nahrung. Diese
bestand aus Wurzeln, Früchten und allerlei kleinen Tieren, welche sie leicht
einsangen konnten. Mit der Zeit fertigten sie sich aus Holz, Knochen
oder Stein Werkzeuge und Waffen und konnten nun als Jäger und
Fischer auch größere und stärkere Tiere erlegen. (Steinzeit!) Auf dieser
niederen Stufe stehen heute nur noch einige kleine Völkerschaften, z. B.
die Australneger, die Buschmänner (in Südafrika) und die Feuer-
länder. Man nennt sie wilde Völker.
b. Nach und nach wurden weitere Erfindungen gemacht, von welchen
die des Feuers die wichtigste ist. Mit Hilfe des Feuers verarbeitete
man die Metalle, und zwar zuerst das Kupfer, das „Erz" der Alten,
und die Bronze (droü8. eine Mischung von Kupfer, Zinn und Zink),
später auch das Eisen, zu Werkzeugen, Geräten und Waffen. (Bronze-
und Eisenzeit!) Zu der Jagd und der Fischerei kam alsdann noch der
Anbau von Pflanzen (besonders der Getreidearten) und die Zähmung
nützlicher Tiere zu Haustieren. Die Ernährung der Haustiere wurde
jedoch fast ganz der Natur überlassen. Die Viehzüchter waren daher
genötigt, als Hirten mit ihren Herden von Weide zu Weide zu wandern,
und konnten darum auch keine festen Wohnsitze haben. Solche Völker nennt
man Hirtenvölker oder Nomaden. Als Wohnstätten dienen ihnen meist
Zelte aus Tierfellen oder gewebten Stoffen. Zu ihnen gehören z. B. die
Renntierlappen in Nordskandinavien und zahlreiche Völker in den
Steppen Südrußlands, Asiens und Afrikas, z. B. die Kalmücken, die
Kirgisen, die Turkmenen (am Kaspischen Meer) und die Beduinen
(in Arabien und Nordafrika).
c. Diejenigen Völker, welche hauptsächlich Ackerbau trieben, waren
gezwungen, sich dauernd anzusiedeln. (Warum?) Sie erbauten sich daher
feste Wohnungen, die sie mit mancherlei Hausrat versahen. Zum
Bau der Häuser, zur Ausschmückung und Einrichtung der Wohnräume,
zur Herstellung von Kleidern, Geräten und Werkzeugen entstanden nach
und nach die einzelnen Gewerbe (Ziegeleien, Töpfereien, Webereien). Mit
den Nachbarvölkern wurden zum Austausch der Produkte Handels-
beziehungen angeknüpft. Zur Erleichterung des Verkehrs wurden
Wege gebaut und allerlei Beförderungsmittel (Karren, Wagen, Schiffe) er-
funden. Auch in geistiger Beziehung wurden große Fortschritte ge-
macht. Rechnen, Geometrie, Astronomie und andere Wissen-
schaften nahmen ihren Anfang und wurden immer weiter ausgehildet.
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